„The Great Resignation“

„The Great Resignation“ ist ein großer kultureller Wandel

Menschen entscheiden sich gegen das Burnout und für ihr Glück.

Dieses Phänomen ist als The Great Resignation (Das große Kündigen) und The Great Awakening (Das große Erwachen) bekannt. Die Begriffe werden verwendet, um zu beschreiben, dass eine Rekordzahl von Menschen ihren Job kündigt, während wir die Pandemie langsam überwinden. Allein im April reichten vier Millionen US-Arbeiter*innen oder 2,7 Prozent aller Arbeitskräfte ihre Kündigung ein. Die höchste Rate seit 2000. Eine Wall Street Journal-Überschrift formuliert es so: „Von wegen zurück ins Büro – Die Leute kündigen stattdessen einfach.“ Experten sagen eine weitere Kündigungswelle voraus; eine Microsoft-Umfrage zeigt, dass 40 Prozent der weltweiten Arbeitskräfte erwägen, ihre Arbeit in diesem Jahr zu kündigen. Und laut einer Umfrage von „Survey“ würden 53 Prozent, wenn sie die Möglichkeit hätten, sich umschulen zu lassen, einen Job in einer neuen Branche wählen würden. Kevin Roose schrieb in einem New York Times-Artikel mit der Überschrift „Willkommen in der YOLO-Wirtschaft“: „Für eine wachsende Anzahl von Menschen mit finanziellen Polstern und gefragten Fähigkeiten machen der Schrecken und die Sorge des letzten Jahres einer neuen Art von beruflicher Furchtlosigkeit Platz.“

Die Menschen bewerten ihre Optionen offensichtlich neu, und die meisten nennen Burnout als einen der wichtigsten Gründe. Und das ist keine Überraschung. Eine Studie von Asana mit 13.000 Wissensarbeiter*innen in acht Ländern hat ergeben, dass 71 Prozent im vergangenen Jahr Burnouts erlitten haben. Wie Melissa Swift, globale Leiterin der Personaltransformation bei Korn Ferry, Axios mitteilte, „haben wir im Grunde die globalen Mitarbeiter*innen im letzten Jahr verheizt. Ein Weg der Menschen, mit Burnout umzugehen, ist der Wechsel des Arbeitsplatzes.“

Burnout allein, so tief und weit verbreitet es offensichtlich auch sein mag, erklärt das Problem nicht ganz. Schließlich waren wir schon vor der Pandemie in einer Burnout-Epidemie. Dank der Pandemie hatten wir viel Zeit, um darüber nachzudenken, was uns wirklich wichtig ist und wo wir arbeiten möchten. Wir hatten Zeit, darüber nachzudenken, was uns wirklich zum Erfolg führt und welche Teile unseres Pandemielebens wir in unser Leben nach der Pandemie mitnehmen möchten und welche wir zurücklassen möchten.

Das heißt, dass diesem großen Erwachen etwas Tieferes zugrunde liegt: eine kollektive Neudefinition von Erfolg. Als so viele Teile unseres Lebens von der externen Welt abgeschnitten wurden (was auf alle zutraf, egal, ob sie im Homeoffice arbeiten könnten oder nicht), rückte die Weltdefinition von Erfolg für uns in den Hintergrund. Immer mehr Menschen haben festgestellt, dass es sich auf Dauer nicht rentiert, wenn wir uns über unsere Lebensläufe definieren und der Vorstellung, das Geld und Status die Kennzahlen unseres Erfolg sind, hinterherjagen. Es ist, als säßen wir auf einem Stuhl mit zwei Beinen – früher oder später fallen wir um. Was wir sehen, ist eine Umstellung auf ein Leben, das auf einer erfüllen deren, intrinsischeren und nachhaltigeren Erfolgsdefinition basiert, die den ersten beiden Kennzahlen eine weitere, nämlich das Wohlbefinden, hinzufügt. Dazu zählt Resilienz und in der Lage zu sein, unseren eigenen inneren Frieden, unsere Freude und Wunder zu nutzen. Nach dieser erzwungenen Pause sind die immateriellen Dinge, die das Leben lebenswert machen, viel materieller geworden. Wenn Menschen in der von den Lockdowns der letzten anderthalb Jahre inspirieren Reflektion, eine Verbindung mit dieser dritten Kennzahl hergestellt haben, sind sie nicht bereit, diese aufzugeben, und wenn ihr aktueller Job dies nicht zulässt, sind sie bereit, nach einem anderen zu suchen, der es zulässt.

Natürlich gibt es viele weitere Gründe für das große Kündigen/Erwachen. In einem Beitrag für The Washington Post hat Abha Bhattarai über die Rekordzahl an Arbeitskräften im Einzelhandel, die ihren Job gekündigt haben, berichtet – gerade erst wieder 649.000 im April. So erklärt Aislinn Potts aus Murfreesboro, Tennessee, ihre Entscheidung, ihren Job bei einer nationalen Haustierkette zu kündigen, um sich aufs Schreiben und die Kunst zu konzentrieren: „Es war eine wirklich düstere Zeit, und ich habe festgestellt, dass es sich nicht lohnt. Mein Leben ist mehr wert, als eine berufliche Sackgasse.“

Und es gibt Millionen, die nach der Pandemie besorgter und depressiver sind als zuvor, wie eine globale Studie im Journal Frontiers in Medicine herausgefunden hat. Tatsächlich hat Karen Lynch, CEO bei CVS Health, vor einer anhaltenden „posttraumatischen-COVID-Störung“ gewarnt. Und wenn Sie verzweifelt sind und sich nach einer Änderung in Ihrem Leben sehnen und verheiratet mit Kindern sind, ist es das Einfachste, sich einen neuen Job zu suchen. Je gestresster wir sind, desto überforderter fühlen wir uns durch das, was wir nicht kontrollieren können. Daher konzentrieren uns auf das, über das wir die Kontrolle haben.

Mit einer Rekordzahl von 9,3 Millionen offenen Stellen im Moment, haben die Arbeitgeber*innen keine andere Wahl, als auf The Great Resignation/Awakening zu reagieren. In der Welt des Personalwesens heißt es nicht mehr „Warum Wohlbefinden“, sondern „Wie Wohlbefinden“. Und es ist klar, dass es beim „Wie“ nicht um Dinge wie Tischtennistische, interne DJs und üppige Büro-Buffets geht, sondern um die Einführung mentaler, emotionaler und physischer Richtlinien für das Wohlbefinden.

Anstatt einem Gegenmittel für Burnout nachzujagen, müssen wir Praktiken für das Wohlbefinden und die Erholung in unsere Arbeit und unser Leben integrieren. Wochen-des-Wohlbefindens und Tage-der-geistigen-Gesundheit, so willkommen sie auch sind, sind nicht ausreichend. Wir brauchen mehr als episodische Ad-hoc-Wohlbefinden-Maßnahmen. Erholung darf keine Belohnung sein, die wir erhalten, wenn wir hart arbeiten und ausbrennen. Wie die Wissenschaft verdeutlicht, sind wir am besten, produktivsten und kreativsten, wenn wir erholt sind. Erholung ist die Grundlage jeder Strategie für sowohl eine weitere Definition von Erfolg auf persönlicher Ebene als auch eine nachhaltige Definition von Geschäftserfolg.

Der nächste Schritt besteht darin, das Wohlbefinden in die tägliche Arbeitserfahrung einzubetten, mit Möglichkeiten, Stress in Echtzeit zu umgehen und Chancen zum Zurückfinden in Workflows zu integrieren. Das ist der Kern von Work.com, unserer neuen Partnerschaft mit Salesforce. Es geht darum, die Art und Weise, wie Arbeitskräfte auf Inhalte zum Wohlbefinden, Microsteps und Tools wie Reset zugreifen können, grundlegend zu verändern. Reset ist eines der beliebtesten Features in unserer Thrive-App, die es Menschen ermöglicht, Stress in nur 60 Sekunden zu umgehen und zu verringern. Indem wir sie in den täglichen Workflow einbetten, stellen wir den Benutzer*innen die richtigen Tools zur Verfügung, genau dann, wenn sie sie benötigen. Mitarbeiter*innen können so, ihr tägliches Wohlbefinden steigern und produktiv und leistungsstark sein. In meinem Podcast What I‘ve Learned, hat Salesforce-Gründer und CEO Marc Benioff darüber gesprochen, warum dieser Wandel so wichtig ist, insbesondere, wenn wir aus der Pandemie herauskommen und zu einer Arbeitsweise zurückkehren, die sich vom Vor-COVID-Modell sehr unterscheidet. „Ich musste eine ganz neue Methode erstellen, um mein Unternehmen zu leiten“, erzählte er mir. „Wir müssen unseren Mitarbeiter*innen Zugang zu neuen Fähigkeiten wie mentaler Gesundheit… ermöglichen, damit sie wirklich produktiv und erfolgreich sein können.“

Unternehmen erkennen zunehmend die Bedeutung der Erholung. Sundar Pichai, CEO des Google-Mutterunternehmens Alphabet, hat im letzten Monat in einem Rundbrief angekündigt, dass das Unternehmen weiterhin zusätzliche „Reset“-Tage anbieten wird, „um die Mitarbeiter*innen bei der Erholung zu unterstützen.“ Am 28. Mai hat Citi den „Citi Reset Day“ für Mitarbeiter*innen eingeführt. Hootsuite hat im Juli eine „Wellnesswoche“ für Mitarbeiter*innen angekündigt, und die Dating-App „Bumble“ gewährt ihren Mitarbeiter*innen eine bezahlte Urlaubswoche, für eine bessere Genesung vom Burnout.

Es ist großartig, dass Unternehmen die Bedeutung des Wohlbefindens und die Gefahren eines Burnouts erkennen. Aber die Wahrheit ist: Die Menschen brennen seit Jahren aus, nehmen sich hier und da ein oder zwei Wochen Zeit und kehren dann zurück, um wieder auszubrennen. Was sich geändert hat, ist, dass die Hochs – oder zumindest die Tiefs – extremer geworden sind. Laut einer Umfrage des Personalunternehmens Robert Half haben 25 Prozent der Arbeitskräfte im Jahr 2020 auf eine bezahlte arbeitsfreie Zeit verzichtet. 44 Prozent sind stärker ausgebrannt als vor einem Jahr und 57 Prozent sagen, dass sie ausgedehnten Urlaub benötigen, um vollständig von der Arbeit abzuschalten.

Wir haben die einmalige Gelegenheit, den Erfolg und gleichzeitig die Art und Weise, wie wir arbeiten und leben, neu zu definieren. Die Menschen legen mehr Wert darauf, ein Leben zu leben, das es ihnen ermöglicht, sich selbst zu finden und ihr Wohlbefinden und ihre Resilienz zu fördern. Sie wachen aus der kollektiven Illusion auf, dass Burnout der Preis ist, den sie für Erfolg zahlen müssen. Unternehmen, die das erkennen, werden sicherlich weniger stark von der großen Kündigungswelle überrollt. Allen anderen steht ein böses Erwachen bevor.

 

Quelle: ThriveGlobal.com mit Arianna Huffington

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